Die häufigsten Fragen zum Thema

  • Wie kommt es zum Projekt „Zillertalbahn 2020+ mit Wasserstoff“?

    Mit mehr als 7,5 Mio. Nächtigungen pro Jahr ist das Zillertal eine der größten Tourismusregionen Österreichs. Um die damit einhergehenden Probleme aktiv anzugehen, wurde im Jahr 2007 vom Planungsverband Zillertal ein Nachhaltigkeitsprozess mit dem Arbeitstitel „5 Sterne für Regionen“ initiiert. Künftig sollen im ständigen Ausgleich der ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen „die eigenen Ressourcen im Tal bestmöglich für die eigenen Zwecke genutzt werden“.
    Damit wurde ein langjähriges Bürgerbeteiligungsverfahren ausgelöst, das für das zentrale Problem „Verkehr“ im „Zillertaler Mobilitätsplan“ mündete. Gleichzeitig wurde auf Landesebene die Tiroler Klima-, Ressourcen- und Energiestrategie „Tirol 2050 energieautonom“ samt einem dazugehörigen Monitoring- Programm6 entwickelt und schließlich vom Tiroler Landtag im Jahr 2014 zur Umsetzung freigegeben. Diese Strategie legt den Fokus auf den Umbau des Energiesystems mit Strom und den damit einhergehenden „Power on Demand“-Prozess. Komplementär dazu wurde mit dem Wasserstoffstrategieprogramm 2015/16 von FEN Systems auch der „Power to Hydrogen“-Prozess angestoßen, um einerseits – neben den Wasserkraftspeichern – eine großtechnische Technologie zur jahreszeitlichen Verlagerung des aus den eigenen Ressourcen (Laufwasserkraft, Sonne, Wind) gewinnbaren Stroms zu haben und andererseits entsprechende Lösungsansätze für den Mobilitätbedarf für „große Lasten, die über weite Strecken transportiert werden müssen und wo kurze Betankungszeiten notwendig sind“ zu erhalten. Um das Energie- und Wasserstoff-Strategieprogramm des Landes in die Umsetzung zu bringen, wurde u.a. die Wasserkraftregion Zillertal auch als „Wasserstoffregion“ in den zentralen Fokus genommen. In diesem Zielrahmen ist im Jahr 2016 auf Initiative des AR-Vorsitzenden der ZVB das Projekt „Zillertalbahn 2020+ energieautonom mit Wasserstoff“ entstanden.

  • Warum ist Wasserstoff für die Zillertalbahn ein Business Case?

    Im Allgemeinen sind wasserstoffelektrische Anwendungen in der aktuellen Phase von Prototypen und erster Kleinserien noch um Faktoren teurer als vergleichbare fossile Anwendungen. Die Rahmenbedingungen bei der Zillertalbahn führen aber zu dem für Fachleute erstaunlichen Ergebnis, dass der Oberleitungs-Betrieb und der wasserstoffelektrische Betrieb zu ähnlichen Kosten führen. Das ist weltweit einzigartig!
    Der von FEN Systems, von den ZVB auf Grundlage der Strategiekenntnisse beauftragt, entwickelte Business Case sah eine Rechnung eines Wasserstoffantriebsstranges samt Infrastruktur gegen die Oberleitungskosten vor. Dieser Business Case wurde mittlerweile von mehreren unabhängigen internationalen Expert:innen bestätigt und begründet sich wie folgt:
    – Im speziellen Fall der Zillertalbahn können mit dem Entfall der Oberleitung teurere H2-Züge und die H2-Infrastruktur angeschafft werden,
    – die Energiekosten sind aufgrund des Entfalles von Netzgebühren ähnlich und
    – das Risiko der Wasserstoffkosten kann mit dem Wasserkraftnutzungspartner Verbund im Talschaftsvertragsverfahren eingegrenzt werden.
    – Die Anschaffung neuer Diesel-Züge wäre erstaunlicherweise die weitaus teuerste Variante.

  • Warum hat der Aufsichtsrat der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG für die Zillertalbahn 2020+ die Variante Wasserstoff gewählt und beschlossen?

    Der Aufsichtsrat der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG hat sich 2017 für die Variante Wasserstoff entschieden, weil
     keine weitere Stromleitung (Oberleitung, welche Bahnübergänge für Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie behindert) durch das Tal geführt werden muss,
     ein Business Case mit vergleichbaren Kosten zur Oberleitung vorliegt,
    – das höhere Technologie- und Beschaffungsrisiko mit dem Forschungsprojekt „HyTrain“ eingrenzbar ist,
    – das Wasserstoff-Logistik- und Preisrisiko mit dem Wasserkraft Talschaftsvertragspartner Verbund eingegrenzt werden kann und
    – die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff und entsprechender Infrastruktur für das Zillertal gesamthaft einen hohen Wert darstellt.

  • Warum und wofür wurde das Forschungsprojekt „HyTrain“ initiiert?

    Die Variante Wasserstoffzug ist aufgrund der „Prototypen und erste Serie-Situation“ mit einem erheblich höheren Technologie- und Beschaffungs-Risiko verbunden. Daher wurde von der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG als Projektbetreiber zusammen mit FEN Systems und dem Wasserstoff-Forschungszentrum HyWest am Green Energy Center Europe das Projekt „HyTrain“ entwickelt und im Jahr 2017 über die WIVA P&G im nationalen Forschungsförderungs-Wettbewerbsverfahren eingereicht.

  • Was bedeutet WIVA P&G HyTrain?

    Das Forschungsprojekt “HyTrain” wurde im Rahmen des Projektes “Zillertalbahn 2020+ mit Wasserstoff” als Risikominimierungsmaßnahme entwickelt und über die “Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas” (WIVA P&G) einem zweistufigen Forschungsförderungswettbewerb zugeführt. Das von einer internationalen Jury positiv bewertete Projekt wurde 2020 vom Klima und Energiefonds (KLIEN) über die FFG an das Forschungskonsortium FEN Systems (Konsortialführung, Projektleitung und systemische H2- Kompetenz), Hydrogen Center Austria bzw. HyCentA (technische H2-Kompetenz), Molinari Rail (Rail- Kompetenz) und dem Verein WIVA P&G mit dem Projekttitel „WIVA P&G HyTrain“ vergeben.
    Das Projekt HyTrain wurde 2017 bei der WIVA P&G in Stufe 1 als „R&D Flagship Project“ mit ca. 5 Mio. € Kosten und 3,1 Mio. € Förderung eingereicht und konnte sich erfolgreich durchsetzen. 2018 erfolgte die Volleinreichung in Stufe 2. Bis 2020 konnte das Konsortium KLIEN & Ministerium von der Notwendigkeit des Projektes für die Zillertalbahn zur Minimierung des Technologie- und Beschaffungsrisikos überzeugen. Die Projektarbeit wird seit September 2020 in zwei Arbeitsgruppen “H2-Zug” und “H2-Infrastruktur” durchgeführt.

  • Was sind die Ziele im laufenden Forschungsprojekt „WIVA P&G HyTrain“?

    Der Fokus des Flagship-Projektes ist die Erforschung der Parameter für die Risikominimierung und Qualitätssicherung der Beschaffungs-, Übernahme- und Betriebsführungsprozesse:
    1. Ermittlung des Stands der Technik für Wasserstoff-(Schmalspur-)Bahnen, die entsprechende Wasserstoff -Infrastruktur und deren Schnittstellen
    2. Ermittlung der Kriterien und Parameter zur Qualitätssicherung und Risikominimierung der Ausschreibung, Vergabe, Übernahme und Betriebsführungsprozesse von Wasserstoffbahnen
    3. Anwendung der Erkenntnisse und Ergebnisse beim Umsetzungsprojekt „Zillertalbahn 2020+ mit Wasserstoff“
    Dazu ist vom Projektkonsortium ein Antriebstrang für den Wasserstoffzug mit der zugehörigen Wasserstoffversorgung zu entwickeln, zu testen und auszuwerten.

  • Was wurde im Projekt „WIVA P&G HyTrain“? schon erreicht?

    Die Arbeitsgruppe H2-Infrastruktur konnte die Arbeiten bereits weitgehend abschließen. So wurde ein bisher nicht existentes Zug-Betankungsprotokoll entwickelt und die H2-Infrastruktur simuliert und optimiert. Die Arbeitsgruppe H2-Zug hat ein Längsdynamikmodell für H2-Züge entwickelt, um den Energie- bzw. Wasserstoffbedarf zu optimieren

  • Was sind die nächsten Schritte im Projekt „WIVA P&G HyTrain“?

    Als nächstes wird das Brennstoffzellensystem am Prüfstand des HyCentA („Hardware in the Loop“) aufgebaut und vermessen. Anschließend wird der Wasserstoff-Test-Zug Prototyp bei der und durch die Werkstätte der Zillertalbahn aufgebaut und mehr als 2000 km auf der Strecke der ZVB zurücklegen.

  • Ist die Wasserstofftechnologie wirklich unsicher und ineffizient?

    Wasserstoff ist ein gasförmiger Brennstoff. Sein Einsatz muss mit entsprechender Technik gesichert werden. Bei Einhaltung der einschlägigen Normen und Regeln zum Umgang mit Wasserstoff bietet die Wasserstofftechnologie das gleiche Sicherheitsniveau wie herkömmliche fossile Brennstoffe.
    Die ökologische Effizienz von Wasserstoff ist durch Null CO2 und seine Ungiftigkeit für Mensch, Tier und Fauna gegeben. Die ökonomische Effizienz ist gegenüber der direkten Stromnutzung trotz eines geringeren technischen Wirkungsgrades14 aufgrund seiner Speicherbarkeit und die damit zeitflexiblere Nutzung von Strom gegeben. Die soziale Effizienz ergibt sich über die somit bessere Ausnutzung der eigenen Ressourcen im Tal und der Etablierung einer entsprechenden Kreislaufwirtschaft für Energie mit entsprechender lokaler Wertschöpfung und Sicherung von Arbeitsplätzen. Aus dieser ökologischen, ökonomischen und sozialen Ausgewogenheit ergibt sich eine nachhaltige Effizienz von Wasserstoff für den Einsatz im Zillertal.

  • Warum ist die Wasserstoff-Schmalspurbahn wichtig für die Region Zillertal?

    Das ganzheitliche Projekt „Zillertalbahn 2020+ energieautonom mit Wasserstoff“ ist der erste und zentrale Schritt für den Aufbau der „Wasserstoffregion Zillertal“ und dem damit verbundenen Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft, die ebenfalls im Forschungszentrum HyWest am Green Energy Center Europe gebündelt ist. Mit diesem Business-Case Projekt wird erster grüner Wasserstoff in der Region inkl. entsprechender Infrastruktur verfügbar. Damit können andere Anwendungsbereiche – für die es derzeit weder eine technische Lösung, noch Wirtschaftlichkeit gibt – leichter darstell- und somit umsetzbar. Dies umfasst H2-Busse, die in die Täler fahren, H2-Pistenraupen für die CO2-freie Pistenpräparierung und sonstige Anwendungen, die sich nicht direkt bzw. mit Batterie elektrifizieren lassen. Damit ist das Projekt essenziell für den Bau der Brücke in die grünen Tourismuszukunft.

  • Wie viel CO2 kann durch den Einsatz des Wasserstoffzuges der ZVB pro Jahr eingespart werden?

    Durch den Einsatz des Wasserstoffzuges der ZVB werden pro Jahr 2,2 Mio. kg CO2 eingespart, was dem Verbrauch von 800.000 Litern Dieselkraftstoff entspricht.

  • Wie viel grüner Wasserstoff wird der Wasserstoffzug der ZVB pro Tag verbrauchen?

    Pro Tag werden durchschnittlich 800 kg grüner Wasserstoff verbraucht, bei einem maximalen Bedarf von 1280 kg zur Versorgung von 4 Zügen mit je 320 kg Speicherkapazität.

  • Wie werden die Wasserstofftanks des Zuges aufgefüllt?

    Die Wasserstofftanks werden in Mayerhofen mit vor Ort produziertem grünen Wasserstoff betankt. Um kurze Betankungszeiten zu ermöglichen, ist eine Vorkühlung des Wasserstoffs vorgesehen.

  • Können kalte Temperaturen im Winter und heiße Temperaturen im Sommer die Leistung des FCE-Zugs beeinträchtigen?

    Der Zug wird so ausgelegt sein, dass er sowohl in heißen Sommern als auch in kalten Wintern betrieben werden kann und in diesen Jahreszeiten ausreichend Energie für Kühlung und Heizung liefert.

  • Ist es möglich, die derzeitigen Dieselzüge auf Wasserstoffzüge umzustellen?

    Da die derzeitigen Dieselzüge in naher Zukunft ihr Lebensende erreichen werden, wäre eine Nachrüstung der derzeitigen Dieselzüge keine Option, auch wenn sie aus technischer Sicht nicht unmöglich ist.

  • Wie sieht die Zukunft der Dieselzüge in Österreich und Europa aus?

    Züge mit CO2-Emissionen wie dieselbetriebene Züge kommen für künftige Beschaffungen nicht mehr in Frage. Die einzige praktikable Möglichkeit ist daher die Elektrifizierung der Bahn auf der Grundlage eines Oberleitungssystems und/oder der Einsatz von Batterien und Brennstoffzellen.

  • Was ist an den Gerüchten, dass die H2-Zillertalbahn nicht umgesetzt wird?

    Das „Regierungsprogramm für Tirol 2022 bis 2027 sieht vor, “das Projekt Zukunft Zillertalbahn 2020+ als Tiroler Leuchtturmprojekt für nachhaltige und emissionsfreie Mobilität massiv voranzutreiben und die Wasserstoffbahn Zillertal rasch umzusetzen.“ (siehe Regierungsprogramm 18 Seite 54f)